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Hummelbertas Frühlingsmond

Dicke Strümpfe trägt die Berta, gelbgeringelt, schwarz damang,
stapft durch nebelnasse Wiesen forsch am Poltergraben lang.
Will zu Erwin, denn der Zausel knöselt seinen Abendstumpen
und der Wind trägt feine Wölkchen in die Nase von Bertunken.

Hinten geht die Sonne unter, glutrot ist's am Waldesrand,
Berta schlenkert mit 'nem Körbchen, Rotwein hat sie in der Hand.
Langsam klimmt sie hoch den Hügel, Erwins Augen sind so groß;
wat 'ne nette Überraschung und es kribbelt leicht im Schoß.

Erwin holt die Stalllaterne, rotkariertes Leinentuch,
finkelfunkelblanke Gläser, stolpert fast bei dem Versuch
ihr den Stuhl zurecht zu rücken, sie ans Herze fest zu drücken,
ihre Wange ist so heiß und sein Herz hüpft vor Entzücken.

Gläserklang schwebt hin zur Wiese und der Rotwein rinnt geschmeidig,
weil die ausgedörrten Seelen und die Fantasien, so seidig,
übern Winter einsam waren, denn da schlafen alle Hummeln,
aber jetzt zum Frühling hin, darf man sich mal wieder tummeln.

Langsam schiebt der Mond sich höher, Hummelberta summt ein Lied,
auch der Wind, der ist schon schlafen und der Erwin wird jetzt müd.
Geh' nicht heim, es ist so dunkel, schau mal dieses Sterngefunkel,
sagt der gelbe Frühlingsmond und Berta weiß, dass es sich lohnt.

Also schiebt sie Erwin sachte seine steile Treppe hoch,
riecht die frische Leinenwäsche, den Odeur, den kennt sie noch.
Draußen flackert die Laterne ihren Schein zum Mondesglimmer,
in der Kammer räkeln beide sich galant zum Sternenschimmer.

Morgens braune Stullenbrettchen auf der bunten Leinendecke
und der Inhalt aus dem Körbchen, Frühstücksquark und Streuselecke,
weich gekochte Zwerghuhneier, selbst gerauchter Wildschweinschinken,
sitzen beide in der Sonne - die sieht man im Teiche blinken.

Dann ein Summen, erst ganz leise, lauter dann und eine Meise
dreht verdutzt den Kopf zur Wiese - schwarz-gelb-taumelnd sieht sie diese
etwas wintertrunk'ne Hummel zielgerichtet näher kommen -
Erwin glotzt noch ganz benommen.

Schau mal, Berta, deine Socken haben Flügel und es lohnt,
Liebe wieder neu zu wecken - wie gestern unter 'm Frühlingsmond.


© Christian Koch

Aus dem Buch "Kochen wie ein Waldschrat"

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