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Waldschrats Abenteuerküche 8. Leseprobe: Seite 40 - 46

Die Woche vergeht für Erwin mit Maurerarbeiten und Pusseleien im Haus und auf dem Hof in rasender Geschwindigkeit. Manchmal ist er von seinem Tagwerk ziemlich breit, aber wenn er sich dann entschließt, am Abend in der Küche noch am Herd zu experimentieren, wird er bei einem Rotwein wieder zunehmend munter und stillt seinen Hunger mit Zutaten aus der Speisekammer und Tiefkühltruhe. Die Frauen-bande hat beschlossen, an jedem Wochenende gemeinsam zu kochen und Erwin nach Möglichkeit auch beim Bauen zur Hand zu gehen.
Am Mittwoch Nachmittag, Erwin wischt gerade seine Maurerkelle sauber, fliegt die Elfe in geringer Höhe knapp über dem Waldboden durch die Lichtung. In einem Leinenbeutel zerrt sie etwas Schweres mit sich. Sie setzt vor der Baustelle ab und wischt sich den Schweiß von der Stirn.
»Sauschwer, das Teil, schau mal rein.«
Erwin öffnet den Leinenbeutel und zieht eine guss-eiserne Ofenklappe hervor, die hat Rosettenornamente und sogar ein drehbare Scheibe mit zwei Öffnungen, um die Luftzufuhr zu regulieren.
»Heißes Teil. Wo hast du das her?«
»Vom Trödler Abraham aus Zuselwutz.«
»Und das hast du bis hierher eingeflogen?« fragt Erwin ungläubig.
»Nee, Pia hat die Klappe für dich aufgerissen, will sich wohl ein wenig bei dir einschmeicheln. Sie hat dort alte Molkenhausener Ziegel verhökert.«
»Dann werden wir gleich mal schauen, wie sie passt oder ob ich noch was ändern muss.«
Erwin hält die Klappe vor die halbfertige Öffnung, die er für die Kochhexe gemauert hat.
»Hm, passt natürlich nicht, ich muss noch 'nen Viertelstein enger mauern, dann geht es.« Er sucht aus dem Haufen abgeschlagener Ziegelsteine einen Viertel heraus, legt ihn auf die untere Schicht der Öffnung an die rechte Wange und hält die Ofenklappe wieder davor. »Perfekt, so machen wir das. Du bist im richtigen Moment damit gekommen.«

Sonnabend früh, Erwin brüht sich gerade einen Kaffee auf, stapfen Suse und Berta in die Küche.
»Erwin, wir brauchen deinen alten Fleischwolf für Hedwigs Speiseplan, wo finden wir den?«
»Sucht mal in der Speisekammer, den habe ich ewig nicht benutzt. Was soll es denn geben?«
»Wildschweinhackbällchen in Kokosmilch.«
»Oha, was ganz Neues. Habt ihr Wildschwein?«
»Na klar, Wildgoulasch haben wir gestern von Eichenkötter geholt, ist noch nicht ganz aufgetaut, deshalb wollen wir es gleich durch den Wolf drehen, macht sich besser wenn es nicht so weich ist.«
Erwin greift sich seinen Pott Kaffee und verlässt die Küche, aber er hört noch, wie Berta in der Speisekammer rumort.

Die Kochhexe ist fertig gemauert und Erwin bastelt sich aus Brettern und Sperrholz einen Unterbau für den Rundbogen auf dem Backofen. Die Elfe ist inzwischen auch eingetroffen und übernimmt in der Küche das Kommando. Gegen Mittag radelt Pia auf den Hof, ihre roten Gummistiefel hat sie an diesem sonnigen Maitag gegen rote Sandalen getauscht. Sie legt ihren Rucksack ab und löst die Schleife von der Kordel.
»Kommt alle mal hierher zu mir«, ruft sie, »ich habe was mitgebracht.«
Alle beugen sich über den Rucksack, Pia zieht die Kordel auf. Im Rucksack rappelt es und eine kleine Katze steckt ihren schwarzen Kopf durch die Öffnung, klettert vorsichtig heraus und schaut sich scheu und wachsam um.
»Oh je«, murmelt Erwin.
»Das ist Klara.« Pia grinst verschmitzt. »Ich habe sie im alten Stall entdeckt. Vermutlich hat sie eine herum-streunende Katze dort abgelegt. Die Kleine ist doch gerade mal acht Wochen alt oder so. Ich habe auch Milch und Katzenfutter mitgebracht.«
»Wie, die soll hier bei mir bleiben?«
»Ja, dachte ich, kannst doch Gesellschaft gebrauchen.«
»Als ob ich mit euch nicht schon genug Gesellschaft hätte. Weibervolk. Na, - dann soll es so sein. Aber erst einmal müssen wir sie taufen, die Klara. Holt bitte 'ne Pulle Wein.«
Suse stürzt in die Küche, sie will zeigen, dass sie an diesem Wochenende die Oberhand hat, außerdem gefällt ihr das Verhalten und der lüsterne Blick von Pia nicht. Sie kehrt mit einem Tablett mit Rotwein, Bechern und dem Korkenzieher zurück. Erwin entkorkt die Flasche, die Katze, die sich wieder auf den Rucksack gelegt hat, zuckt dabei leicht zusammen.
»Keine Angst Klara, aber an dieses Geräusch musst du dich wohl gewöhnen.«
Berta füllt die Becher und Suse reicht sie weiter, Pia knickst, als sie ihren Becher nimmt. Suse schaut Pia leicht konsterniert an, aber die lässt sich nicht ihre Laune verderben und blinzelt verschwörerisch zurück. Erwin hebt die Katze vorsichtig hoch, hält sie im linken Arm und hebt seinen Rotweinbecher.
»Willkommen Klara, fühle dich wohl in unserer Runde.« Er nimmt einen deftigen Zug aus dem Becher. »Und wo soll sie schlafen? Bei mir im Bett doch nicht.«
»Nee«, rufen Berta und Suse fast unisono.
»Wir bauen ihr eins.« Pia schüttelt ihre roten Locken und schaut sich um. »Hast du im Schuppen vielleicht eine alte Apfelkiste oder ähnliches, Erwin?«
»Da findet sich was.« Erwin setzt die Katze wieder auf den Rucksack und gibt Suse seinen Becher. Kurz darauf kommt er mit einer Holzkiste aus dem Schuppen und stellt sie vor den Frauen ab. Dann holt er eine Handvoll Heu und polstert die Kiste aus.
»Sie braucht doch noch ein Laken«, sagt Berta.
»Ein Laken?« Jetzt wird es Erwin zu bunt.
»Ein altes Handtuch, zum Beispiel, das hast du doch sicher noch in deiner Kommode.«
Berta holt ein Handtuch aus dem Haus und legt es über das Heu in die Kiste; Erwin widerspricht nicht. Pia setzt die Katze hinein, die alles sofort beschnuppert. Erwin trägt die Kiste in die Küche und stellt sie gleich in der Ecke neben der Tür ab.
»So, da weiß sie jetzt, wo sie hingehört. Pia, deponiere noch das Futter daneben.«
»Die braucht auch noch ein Katzenklo«, sagt Suse.
»Katzenklo? Die fliegt raus, wenn sie muss. Wenn sie draußen aufgewachsen ist, wird sie schon anzeigen, ob sie raus will oder mal muss.«
»Genau«, sagt die Elfe, die bisher geschwiegen hat. Sie amüsiert sich insgeheim über das Gehabe von Suse und Berta, die Pia mittlerweile als gefährliche Rivalin ansehen. Gut, dass ich ein Neutrum bin, denkt sie und schwebt wieder an den Herd.
Erwin bastelt weiter an dem hölzernen Unterbau, die Frauen sind in der Küche mit Kochen beschäftigt. Die Katze erkundet der weile die Küche, nach ihrem Inspektionsrundgang setzt sie sich vor die Küchentür.
»Seht ihr? Die weiß ganz genau, was sie will.« Pia hält die Küchentür auf und die Katze verdrückt sich. In der Küche verteilt sich allmählich ein Duft von allerlei Gewürzen und vermischt sich mit jenem, der aus dem großen Kochtopf aufsteigt, in welchem die Hackfleischbällchen köcheln. Ab und an geht Pia auf den Hof und schaut nach der Katze. Als es dämmert, kommt Erwin von seiner Baustelle, die Katze trabt ihm hinterdrein. Hedwig füllt am Herd für jeden den Teller; dann sind alle gespannt auf den erste Happen.
»Wat für 'n geiler Geschmack«, entfährt es Pia.
»Echter Mundorgasmus«, ergänzt Suse.

Wildschweinhackbällchen

1 kg Wildschweinhack
2 Zwiebeln
5 cm Ingwer
5 Knoblauchzehen
Salz, Pfeffer
5 TL Garam Masala
2 TL Koriander, geschrotet
Koriandergrün
2 Eier
geriebene Semmel

Zwiebeln, Knoblauchzehen und Ingwer fein hacken, mit dem Hackfleisch und den restlichen Zutaten vermengen und kleine Klößchen formen. Diese in Butterschmalz anbraten und dann beiseite stellen. Den Kokosmilch-Curry vorbereiten und ansetzen.

Kokosmilch-Curry

3 kleine Zwiebeln in Ringe geschnitten
2 Chilischoten in Scheiben geschnitten
10 cm Ingwer stifteln
5 Tomaten in Stückchen geschnitten
6 Zehen Knoblauch in Scheiben geschnitten
400 ml Kokosmilch
1 Zitrone, gepresst

1 El Koriander
1 TL Cumin
1 TL Pfeffer
½ TL Nelken
5 cm Zimtstange

Die Gewürze zusammen mahlen oder fein mörsern.
Zwiebeln, Ingwer, Chili in Butterschmalz andünsten, mit ein wenig Wasser ablöschen, die restlichen Zutaten, Gewürze und die Hackfleischbällchen dazu geben, mit Kokosmilch auffüllen, ca. 45 - 60 Min. köcheln lassen, dann Zitronensaft hinzu geben. Curry und Hackfleischbällchen mit Reis servieren.


© Christian Koch

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