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Waldschrats Abenteuerküche 14. Leseprobe: Seite 80 - 83

Am späten Sonntag Vormittag trudeln Hein und Eichenkötter ein. Eichenkötter sieht ziemlich verknittert aus und Hein bekommt keinen vernünftigen Ton heraus.
»Jetzt möchte ich mal wissen, wie ihr es nachhause geschafft habt«, zetert Berta.
»Auf verschlungenen Pfaden durch den Wald«, knurrt Eichenkötter.
»So was ist voll daneben. Zur Einweihungsparty kommt das nicht in Frage, sturzbetrunken durch den Tann zu fahren. Bringt euch ein Zelt oder eine Hängematte mit.«
Eichenkötter und Hein nicken kaum merklich und schlurfen mit heruntergeklappten Ohren zu Erwin, der gerade die Holzleiter an den Dachstuhl stellt. Er feixt, als er die beiden ankommen sieht.
»Einer von euch beiden muss noch auf die Leiter, Dachlatten annageln. Wollt ihr würfeln?«
»Nee, ich gehe freiwillig«, krächzt Hein.
»Dann nimm dir dort aus dem Karton 100er Nägel, steck sie dir in die Tasche und schnappe dir auch den Hammer. Eichenkötter, du reichst uns die Dachlatten hoch.«

Zum Mittag kommen Käse- und Schinkenbrote auf den Gartentisch, Gläser und Flaschen mit Mineral-wasser. Die Männer haben eine Dachhälfte eingelattet und setzen sich zu den Frauen an den Tisch.
»Was 'n hier los, Wasser?«, knurrt Hein.
»Bevor die andere Hälfte nicht eingelattet ist, gibt es kein Bier«, sagt Berta resolut.
Fix ist Hein nach dem Essen wieder auf der Leiter. Die Männer arbeiten zügig und zur Kaffeezeit sind sie fertig. Hedwig hat in der Küche auf die Schnelle einen Kuchen gebacken und neben der Kaffeekanne stehen auch einige Flaschen Bier.
»Habe ich euch ja zum Feierabend versprochen.« Berta ist wieder guter Laune. Pia legt noch einen halben Käse auf ein Brett neben dem Kuchen.
»Meine Vorräte gehen arg zur Neige«, sagt Pia. »Ich muss mich wieder mal um neuen Käse kümmern, am nächsten Wochenende falle ich aus.« Erwin nickt mit vollem Mund.

Als Erwin wieder allein ist, macht er sich am Tisch Notizen, was alles noch bis zur Einweihung zu erledigen ist. Erwin ist mit sich und seinem Vorhaben zufrieden und guter Laune. Er geht in die Küche, holt sich einen Becher Rotwein und einen Zigarillo, setzt sich wieder an den Tisch und beobachtet die Katze, die vor dem Hühnerrevier liegt. Etliches hat sich in kurzer Zeit verändert; die Hilfe seiner Freunde tut ihm gut und durch die stetigen Arbeiten fühlt er sich auch wieder vitaler. Er nimmt einen Schluck Rotwein und zuckt zusammen. Die Katze miaut laut und ein Huhn gackert aufgeregt, Giuseppe treibt es durch das Hühnerrevier. Erwin pfeift auf zwei Fingern, der Hahn lässt vom Huhn ab. »Hier wird niemand gemobbt, merke dir das«, ruft Erwin. Die Katze macht mit gesträubtem Fell einen Buckel.

Die Sonne scheint schon kräftig, als die Männer mit der Dacheindeckung beginnen. Erwin steht auf der Leiter und verlegt die Ziegel auf die Dachlatten, die ihm Eichenkötter zureicht. Der hat sich einen Hut mit breiter Krempe gegen die Sonne aufgesetzt und sieht aus wie Hannes Balla in dem Film Spur der Steine. Die Deckung nähert sich dem First und Erwin legt sich auf den Dachlatten einen Vorrat aus kleinen Stapeln Dachziegeln an, die er dann ordentlich verlegt. Zur Mittagsstunde ist die eine Hälfte des Daches fast fertig. Eichenkötter und Erwin sitzen am Gartentisch und machen Pause, die Frauen haben einen Sonnenschirm aufgestellt, der wenigstens den halben Tisch beschattet. Suse hat Kartoffelsalat zubereitet und Bockwürste heiß gemacht und Berta hat im Garten Unkraut gezupft. Die Elfe ist mit der Kunkel auf Kräutersuche und Pia macht Käse. Nach einem Bier steigen die Männer wieder auf die Leiter und decken das letzte Stück der einen Dachhälfte ein, sie sind verschwitzt und setzen sich wieder für eine Bierlänge an den Gartentisch. Der fette Pickup fährt auf den Hof und bringt mit Hein Verstärkung.
»Da schau her«, krächzt Hein, »die Herren sitzen schon wieder beim Bier.«
»Schau lieber mal auf die Baustelle und pass auf, was du sagst, Pappnase.« Eichenkötter wischt sich die verschwitzte Stirn mit einem Leinentaschentuch.
»Oha, da nehme ich alles zurück.« Heins Stimme versagt fast gänzlich. »Das sieht ja mal gut aus. Bekomme ich auch ein Bier?«
»Nee, du steigst mit mir auf das Dach, die Arbeit ruft und wir wollen heute noch fertig werden.«
Hein fügt sich und steigt die Leiter hinauf.

Der Abend bringt Abkühlung, das Dach ist fertig gedeckt, die Männer sitzen mit roten Gesichtern am Gartentisch, essen Stullen und trinken schweigend ihr Bier. Erwin zieht ab und zu an seinem Stumpen, Hein krächzt ohne ein Wort zu sagen und Eichenkötter meint, er hat so ein Flimmern vor den Augen.
»Dann gibt es heute keinen Knoblauchschnaps, es ist eh viel zu warm. Und morgen ist Erholung angesagt, ihr seid zum Mittagessen eingeladen, Suse hat hat beim Fischer Busemann ein großes Stück Wels erstanden, da will sie mit Hedwig zusammen ein Rezept zusammenbasteln. Schaut, sieht das Dach nicht toll aus?« Erwins rechter Arm beschreibt mit dem Zigarillostumpen in der Hand einen weiten Halbkreis Richtung Backhaus und lockt Glühwürmchen an. Eichenkötter trinkt sein Bier aus und dann fahren er und Hein, der Berta mit ins Dorf nimmt, vom Hof.
Der Mond schaut durch das Schlafzimmerfenster und staunt nicht schlecht, so viel Bewegung im Bett zu sehen.
»Ach, mein Mabüschen«, flüstert Erwin.
»So, und morgen schläfst du dich mal aus.«

Suse liegt noch eine Weile wach und zwinkert dem Mond verschwörerisch zu.

© Christian Koch

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