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Waldschrats Abenteuerküche 13. Leseprobe: Seite 73 - 79

Wieder zurück in Erwins Haus schließen sie Hedwigs Handy an den PC und übertragen die Videos, die sie auf der Party vom Ofenanheizen aufgenommen hat. Dann legt Hedwig das Fleisch vom Kamerunlamm mit Salz, Gewürzen und Olivenöl in einer großen Kasserolle ein und bringt diese in den kühlen Keller. Der Rotwein ist dabei ein kleines Helferlein und auch später, als Erwin und die Elfe schon Pläne für die Ein-weihungsparty schmieden.
»Das wird ein Mordsgaudi, Erwin. Bete zum Mond, dass dann das Wetter gut ist«, lallt Hedwig.
»Wieso zum Mond beten, Hedwig?«
»Na, mit dem kannst du doch gut.«
Erwin verdreht die Augen. »Gut, mache ich. Und so blau, wie du bist, bleibst du heute Nacht hier, kannst bei mir oben schlafen, das ist völlig ungefährlich, bist doch ein Neutrum.«
»Nee, du zerquetscht mir meine Flügel, wenn du dich im Schlaf wälzt. Ich schlafe hier auf dem Sofa.«

»Na, wie hast du geschlafen«, fragt Erwin, als er in das Wohnzimmer kommt. Die Elfe lugt unter der Decke hervor, sie hat Augenringe und sieht blass aus.
»Wie siehst du denn aus, Hedwig.«
»Das kommt vom kotzen, musste ich in der Nacht noch, dann konnte ich nicht mehr einschlafen und habe nachgedacht.«
»Und? Erkenntnisse?« Erwin feixt.
»Grinse nicht so hinterhältig. Wir werden experimentieren. Nicht wie die Fernsehköche. Ja, von denen kann man auch was lernen, aber das möchte ich so nicht nachmachen, wir sind hier kein Restaurant, wo man Figuren mit Sauce auf die Teller zaubert. Wir sind hier im Wald und kochen archaisch und abenteuerlich, es soll vor Allem schmecken, anders, deftig, den Gaumen auf unsere Kochart kitzeln, und so werden wir das halten. Ich habe meistens auch nur Rezepte nachgekocht, ein wenig variiert, aber jetzt können wir richtig kreativ werden. Wenn ein Gericht nicht so schmeckt, wie wir es uns vorgestellt haben, wandert das Rezept in die Tonne, gnadenlos.«
»Jawoll Hedwig, gnadenlos. Und jetzt machen wir uns Frühstück. Ein wenig frische Luft täte dir gut, du kannst die Pitten rauslassen, ich koche Kaffee.«
Die Elfe steigt im Unterrock unter der Decke hervor und zieht sich ihr Kleid an, schlurft dann aus dem Haus. Erwin stellt die Kaffeemaschine an, schneidet Brot, Käse und Schinken auf und deckt den Tisch.
»Schau mal Erwin«, die Elfe erscheint in der Küche wie verwandelt, lächelt und hält Erwin die Hand unter die Nase. »Die ersten zwei Eier! Die kommen gleich in den Topf.«

Nach dem Frühstück macht sich die Elfe auf den Heimweg und Erwin legt die Beine hoch. Der gestrige Abend war auch für ihn anstrengend.

Während am Sonnabend Vormittag Erwin mit Eichenkötter und Hein das Gebälk fertig stellt, schmort Hedwig auf der Kochhexe eine Lammpfanne. Der Bräter ist mit dem Lammfleisch randvoll gefüllt und mit Java-Curry gewürzt. Nach dem Anbraten legt sie den Deckel drauf und lässt alles schmirgeln, später kommen noch Oliven, viel Knoblauch, Zwiebeln, Ingwer und getrocknete Tomaten hinein. Berta kümmert sich um das Feuer und Suse bereitet Ingwermöhren zu.
Gegen Mittag fährt Pia schnaufend mit ihrem Minirad auf den Hof. Das Rad schlingert, denn am Ge-päckträger sind Satteltaschen angebracht und ein schwerer Rucksack auf Pias Rücken drückt auch auf das kleine Hinterrad.
»Was schleppst du denn hier an, Pia?« Berta glotzt.
»Maibock, habe ich direkt aus der Brauerei geholt, einundzwanzig Flaschen, für jeden von uns drei.«
»Her damit«, krächzt Hein oben vom Dachstuhl und klettert die Leiter runter.
»Stop!« Pia lehnt das Rad an die Schuppenwand und legt den Rucksack ab. »Erst mache ich eine Bau-abnahme und wenn ich zufrieden bin, feiern wir Richtfest mit allem Drum und Dran.« Sie beschaut sich den Dachstuhl, wo Erwin gerade die letzte Lasche an den Kehlbalken schraubt. »Das sieht ja schon gut aus, Männer, wir brauchen aber noch eine Richtkrone.«
»Scheiße, daran habe ich nicht gedacht. Wusste doch nicht, dass wir heute schon Richtfest feiern können.«
»Aber ich habe mir das gedacht. Nun, ein Strauß macht es auch.« Pia geht zum Garten, Berta stellt sich ihr in den Weg und umarmt sie. »Du bist ja eine kleine Hellseherin, Freundin du.«
»Freundin? Seid ihr nicht mehr eifersüchtig?«
»Ich nicht, gehe doch mit Ringelsocken ins Bett, wie Suse sagt, aber die kannst du ja mal fragen.« Berta grinst über das ganze Gesicht, ihr Goldzahn glitzert.
»Komm, wir pflücken einen Strauß.«

Als die beiden mit einem bunten Strauß, gemischt mit grünen Zweigen, zurück kommen, steht Erwin schon erwartungsvoll auf der Leiter, Suse ist auch aus der Küche gekommen, Eichenkötter lehnt am Gebälk, die Elfe steht mit ihren Händen in der Schürze vor der Kochhexe und Hein hat bereits die Satteltaschen entleert und das Bier auf dem Gartentisch deponiert. Berta reicht Erwin den Strauß, den er an einer Schraube am Giebel aufhängt.
»Du musst einen Spruch machen«, krächzt Hein und hält ihm eine Flasche Maibock hin.«
»Ich kenne keine Zimmermannssprüche.«
»Musst du nicht, sag was Individuelles.«
»Gix Gax Gex, wir vertrauen uns'rer Hex'«, entfährt es Erwin und er reckt die Bierflasche in die Höhe. Es klirrt gewaltig als alle miteinander anstoßen.
Die Lammpfanne wird restlos alle und Hedwigs Kochkünste gelobt, der Maibock ist längst ausge-trunken, Rotwein und Knoblauchschnaps sind gefolgt.
»Der Dachstuhl ist gut geölt und konserviert«, Hein krächzt noch stärker. Alle nicken fast unisono.

Lammpfanne mit Ingwermöhren

Hals, Blätter und Rippchen vom Kamerunlamm
Zwiebeln
Knoblauch
Ingwer
Oliven
getrocknete Tomaten
Olivenöl
Salz
Java-Curry
Weißwein
Möhren
Schalotten

Die Rippchen teilen, Blätter und Hals im Ganzen mit Salz und Java-Curry würzen, in Olivenöl anbraten und mit Weißwein ablöschen. Eine Stunde köcheln lassen, dann geviertelte Zwiebeln, Knoblauchzehen, kleingeschnittenen Ingwer, Oliven und getrocknete Tomaten hinzugeben.

Die Möhren schneiden wir in Scheiben. In eine kleine Kasserolle mit Stiel geben wir die fein gewürfelten Schalotten und den gestiftelten Ingwer in heißes Olivenöl. Wenn die Schalotten glasig sind, kommen die Möhren und der restliche Knoblauch hinzu. Ein ganz klein wenig Wasser und natürlich Salz und ein wenig Java-Curry. Deckel drauf und bei geringer Temperatur köcheln lassen.

Java-Curry

1 TL Koriander
2 TL Bockshornklee
½ TL Kreuzkümmel
½ TL Macis
3 TL Zitronengras
3 Lorbeerblätter
1 TL Kardamon
1 TL Nelken
3 TL Kaffirlimettenblätter
2 TL Kaffeebohnen
2 Stk. Jaborandi-Pfeffer (langer Pfeffer)
3 cm Ceylon-Zimtstange

Alle Gewürze in einer Pfanne erhitzen, bis sie duften und dann mahlen. Zu dieser Mischung kommen noch

1 TLKurkuma
1 TL Ingwerpulver
½ TL geriebene Zitronenschale
2 TL Paprika
3 TL Kokosblütenzucker
etwas geriebene Muskatnuss

© Christian Koch

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